Nachdem ich euch bereits von Cascais vorgeschwärmt habe, ist nun die nächste portugiesische Perle an der Reihe: Sintra.
Jahrhundertealte Paläste, Burgen und Siedlungen. Versteckte Grotten und Höhlen und Türme, die nicht in die Höhe gebaut wurden, sondern die in die Tiefen der Erde versinken. Das alles in einer magischen Umgebung zwischen Hügel und Wälder. Ja, das ist Sintra.

Wir hatten das grosse Glück, bereits an unserem ersten Tag in Cascais einen unglaublich netten, lustigen und hilfsbereiten Uber Fahrer kennengelernt zu haben. On top of all that sprach er auch ausgezeichnet englisch, was in Portugal alles andere als üblich ist. Natürlich haben wir diese Gelegenheit genutzt und haben Douglas (so hiess der liebe Herr) über das Land, die Leute und die Region ausgefragt. Bereits während unserer ersten Fahrt hat er uns so viele geheime Ecken gezeigt, uns Hintergrundinformationen geliefert und uns wertvolle Tipps gegeben, die unsere Reise noch wundervoller machten. Da wir so einen Glücksgriff wie Douglas nicht so schnell wieder verlieren wollten, haben wir die Nummern ausgetauscht und uns für den nächsten Tag für unseren Ausflug nach Sintra verabredet.

Douglas wollte uns nicht auf dem direktesten Weg nach Sintra fahren, er schlug uns vor, einen Abstecher zu Cabo da Roca zu machen – der westlichste Punkt des europäischen Festlandes. Ein portugiesischer Dichter beschrieb diesen Ort mit den Worten “Hier… Wo die Erde endet und das Meer beginnt…”. Und genau so fühlt es sich an.

Aqui… onde a terra se acaba e o mar começa…

Unser nächster Halt war das Palácio Nacional da Pena, ein kunstvoll malerisches Schloss in Mitten von Hügeln und Wälder. Douglas erzählte uns, dass dieses Schloss von einem König für seine junge Gattin errichtet wurde, welche aber kurz vor der Vollendung des Schlosses verstarb. Kaum zu glauben, was ein Mann aus Liebe zu einer Frau alles macht – andere schaffen es nicht Mal, auf eine Whatsapp zu antworten, aber item, ich schweife ab. In der Geschichte war Lissabon ein wichtiger Handelsplatz, besonders für die arabischen Völker. Stück für Stück haben die Araber ihre Lebensweise nach Portugal gebracht und diesen arabischen Einfluss sieht uns spürt man heute noch, auch in der Architektur dieses Palastes.

Der Hauptgrund, warum ich unbedingt nach Sintra wollte, war jedoch nicht der prachtvolle Palast, sondern Türme. Nicht irgendwelche Türme, sondern unterirdische Türme. Ich habe vor meiner ersten Reise nach Portugal ein Bild auf Pinterest gesehen, welches so eindrücklich war, dass ich – zum Leidwesen meiner Familie – nur noch von diesen Türmen sprach. Leider hat es damals zeitlich nicht hingehauen, nach Sintra zu reisen und darum musste ich mich fast ein Jahr lang auf diesen besonderen Augenblick gedulden.

Entgegen sämtlichen Empfehlungen, haben wir uns für den Weg zu den Türmen gegen den überfüllten Touristenbus entschieden und haben stattdessen den nett aussehenden Tuk Tuk Fahrer namens Antonio angesprochen. Einige Sekunden später sassen wir auch schon auf seiner Rückbank und aus irgendeinem Grund schossen mir die Worte: “Antonio, I want you to drive as fast and as crazy as you can!” aus dem Mund – was ich wenige Augenblicke später bitter bereut habe. Eigentlich war ich sicher, dass wir diese Fahrt über die holprigen Pflastersteine und die engen Kurven niemals überleben werden. Die ganze (gefühlt 8-stündige) Fahrt haben wir ununterbrochen geschrien – meistens aus purer Angst, aber auch ein bisschen aus Ungläubigkeit bezüglich der Situation, in welcher wir uns befunden haben (und klitzekleines bisschen auch aus Freude).

Nach der herzlich herbeigesehnten Ankunft mussten wir feststellen, dass es sich bei diesen Türmen eigentlich gar nicht um Türme, sondern um Brunnen handelt. BÄM! Diese Brunnen befinden sich in Quinta da Regaleira – ein märchenhaftes Anwesen, welches zu Beginn des 20. Jahrhundert gebaut und als ein esoterischer Ort gefeiert wurde. Die Brunnen wurde nie als solche genutzt, sondern dienten hauptsächlich für zeremonielle Zwecke. Ehrlich gesagt bin ich nicht so die Esoterikerin, aber die ganze Szenerie, der Park und die Trampelpfade liessen uns in eine andere Welt eintauchen. Oder vielleicht war es auch nur der Rest-Adrenalin im Blut.

Ja, Sintra ist wahrhaftig einzigartig und unvergesslich.

PS: Schreibt mir doch eine E-Mail, falls ihr auch eine Reise nach Cascais, Lissabon oder Sintra plant und einen Fahrer braucht. Ich kann euch Douglas nur wärmstens empfehlen! Antonio auch, aber lasst einfach den Zusatz bezüglich des “crazy driving” weg.

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